Früher waren die Häuser undicht – jetzt sind sie fast luftdicht. 90 % der Zeit sind die meisten Menschen in Innenräumen. Tausende von neuen Chemikalien werden verarbeitet.
Diese drei Faktoren bewirken eine höhere Belastung durch Schadstoffe in der Luft, was bei längerer Einwirkung zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Diese Zusammenhänge werden durch Studien bestätigt. (1)
Besonders bei Schwangeren und Kindern ist eine Schadstoff-freie Umgebung wichtig.
Der folgende Artikel versucht alle wichtigen Aspekte von Schadstoffen in der Luft (Emissionen) zu beleuchten.
In der Luft befinden sich Stoffe, die sich auf die Gesundheit des Menschen und die Umwelt negativ auswirken – so lassen sich Luftschadstoffe definieren.
Bis heute, so schätzen Experten, sind in Innenräumen ca. 8000 chemische Verbindungen nachgewiesen worden. (2) Diese unterscheiden sich in ihren chemisch-physikalischen Eigenschaften und lassen sich so in verschiedene Schadstoffgruppen einteilen:
Es ist zu beachten, dass Verarbeitungsfehler, falsche Materialauswahl oder bauphysikalische Mängel zur erhöhten Freisetzung von Luftschadstoffen und insbesondere zu zusätzlichen biologischen Belastungen führen können.
Optisch können z. B. Schimmel und schwarze Feinstäube an stark befahrenen Straßen auffallen.
Die meisten Schadstoffe in der Luft lassen sich allerdings nicht mit dem Auge erfassen.
Der Geruch ist ein guter Indikator und wird von unseren ausgebildeten Geruchsprüfern erfolgreich eingesetzt. Auffällige Gerüche können z. B. sein: muffig, hefig, scharf, chemisch, süßlich. Wichtig dabei zu wissen ist, dass unser Geruchssinn die Geruchsschwelle bei dauerhaftem Kontakt herabsetzt.
Typische Schadstoffe bei 70er und 80er-Jahre Häuser sind:
Viele dieser gefährlichen Stoffe werden auch nach der langen Zeit (Jahrzehnte) in der Raumluft und im Staub gemessen.
Eine Sanierung kann durch Gefahrstoffe um viele tausende bis zehntausende Euro teurer werden und ein Risiko für die Gesundheit bedeuten. Nach dem Kauf, können Ansprüche diesbezüglich in den wenigsten Fällen geltend gemacht werden, d. h. Sie bleiben auf den Kosten sitzen.
Sobald ein Hauskauf konkreter wird, sollten Sie einen Bausachverständigen für eine Schadstoff-Einschätzung hinzuziehen. Melden Sie sich gerne bei uns.
Schlechte Innenraumluftqualität ist die Quelle für eine Vielzahl gesundheitlicher Probleme, einschließlich Krebs, allergischen Symptomen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Asthma-ähnliche Symptome etc. (3) Durch die Vielzahl der verschiedenen Faktoren und Schadstoffquellen ist eine direkte Zuordnung zu bestimmten Substanzen (in Bauprodukten) allerdings schwierig, denn akute Vergiftungen sind eher die Ausnahme, abgesehen von Vergiftungsfällen am Arbeitsplatz. Häufig werden der Organismus und das Immunsystem chronisch belastet und reagieren dann mit unspezifischen Krankheitssymptomen. (4)
So fassen Botzenhart (et al.) die bisherigen Erkenntnisse der medizinischen Forschung auf diesem Gebiet wie folgt zusammen: „Abgesehen von den ausgesprochenen Karzinogenen wie Asbest, Beryllium, Kaliumdichromat oder Vinylchlorid und den bekannten Allergenen wirkt die Mehrzahl aller bekannten Luftschadstoffe dosisabhängig mehr oder weniger stark immunsupprimierend. […] Infektionen können unter solchen Umständen nicht oder nicht ausreichend abgewehrt werden, Infektionskrankheiten dauern länger und führen u. U. zum Tod.“ (5)
So liegt der Verdacht nahe, dass eine dauerhafte Belastung des Immunsystems durch Baustoffe und Raumausstattungsmaterialien, wie sie bei 90%-iger Aufenthaltsdauer in Innenräumen gegeben ist, viele Krankheiten und Befindlichkeitsstörungen fördern bzw. auslösen kann.
Die bekannteste gebäude- und materialbedingte Erkrankung ist das „Sick Building Syndrom“ (SBS). Dabei treten oft bei mehreren Innenraumnutzern die gleichen oder ähnliche Befindlichkeits- und Gesundheitsstörungen auf. Die Betroffenen klagen über verschiedene Symptome, die sich nach Verlassen des Gebäudes wieder verbessern und wieder auftreten, wenn sie die Räume erneut betreten.
Häufige Beschwerden sind z. B.:
Die Ursachen des SBS sind bislang nicht vollends geklärt, da es sich um multifaktorielle Zusammenhänge handelt. In der Diskussion stehen eine Vielzahl luftgetragener chemischer Stoffe, Feinstaub und raumklimatische Faktoren. (6) Besonders häufig wurden Symptome in klimatisierten Räumen und neuen Gebäuden beobachtet. (7)
Gebäude bedingte Erkrankungen sind teilweise schwer zu identifizieren. So lagern sich etwa die Schadstoffe bei chronischer Belastung oft im Fettgewebe ab und sind dadurch nicht aus Blut- oder Urinwerten ableitbar. Erschwerend kommt hinzu, dass sich jeder Mensch biochemisch gesehen von anderen unterscheidet, eine einzigartige „Schadstoffhistorie“ besitzt, unterschiedlich starke Entgiftungskapazitäten entwickelt hat und es zudem keine exakt identischen Innenräume gibt. (8)
Sind gesundheitlich relevante Innenraumproblematiken erkannt worden, ist die wirksamste Therapie eine Expositionsaussetzung z. B. in Form einer Sanierung, eines Umzugs oder Neubaus. (8) Diesbezüglich besteht nach einer Studie zu dem Thema „Patienten mit umweltbezogenen Beschwerden und ihre Arzneimittelanwendung“ ein entscheidender Zusammenhang zwischen belastetem Wohnraum (in diesem Fall durch Formaldehyd, Holzschutzmittel, Pyrethroide und Keime) und Krankheitsverlauf. (9) So heißt es in der Studie: „Es beschreiben am häufigsten diejenigen Exponierten ihre ursprünglichen Symptome als stark gebessert oder vollständig zurückgegangen, die im Zeitraum bis zur Befragung keine Medikamente angewendet, jedoch komplett saniert haben […].“(10) Eine weitere Untersuchung, die mit 916 Verdachtsfällen in einem schleswig-holsteinischen Modellprojekt (1995 1999) bestätigt diesen Zusammenhang mit der Sanierung. (11) So liegt es nahe, möglichst solche Bauprodukte zu favorisieren, die ein geringes Schadstoffpotential besitzen.
Für die Messung der Schadstoffe in Immobilien kommen folgende Untersuchungsmöglichkeiten infrage:
Diese Untersuchung ist sinnvoll, wenn unklar ist, wonach Sie suchen und nur einen unspezifischen Verdacht haben. Bei einem Indiz z. B. auf PAK (schwarzer Teerkleber) oder gefährliche Holzschutzmittel kann orientierend bestimmt werden, ob diese Stoffe überhaupt vorhanden sind. Die Messung von Staub ist vergleichsweise günstig, aber auch abhängig von der Anzahl der Parameter. Die Kosten liegen ca. 250 - 750 €, wenn die Probenahme (ca. 1 Std. Saugen) durch einen Fachmann durchgeführt wird.
Liegt ein konkreter Verdacht auf Schadstoffe aufgrund des Geruchs, Baujahres oder einer Staub- und Raumluftmessung vor, ist es wichtig, die Quelle ausfindig zu machen. Hierfür eine definierte Probemenge entnommen (häufig mit Beschädigung verbunden) und ins Labor gesendet. Die Kosten sind abhängig von den gesuchten Stoffen und liegen ähnlich wie bei den Staubmessungen bei ca. 150 - 650 €.
Bei der Luftmessung wird bestimmt, wie viel der Schadstoffe tatsächlich in der Luft ankommen. Die Ergebnisse habe eine höhere rechtliche Relevanz und werden oft bei Schulen, Kita, Kindergärten, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen durchgeführt.
Je nach gesuchten Substanzen werden verschiedene Prüfmedien verwendet und dann ins Labor gesendet. Die Kosten beginnen je nach Parameter bei ca. 700 € pro Messung.
Nicht zu verwechseln ist diese Raumluftmessung mit Teströhrchen, die es z. T. in Apotheken etc. gibt. Diese sind nur als orientierende Messung zu sehen.
Viele verschiedene Messungen auf Schadstoffe sind möglich und dadurch hohe Kosten. Eine Lösung ist dadurch nicht automatisch vorhanden.
Wir versuchen durch die erste Bestandsaufnahme mit orientierenden Messgeräten und über die Geruchsprüfung sowie dem Wissen zu den Baujahr-spezifischen Schadstoffen die Ursachen sehr eng einzugrenzen. Dadurch können wir unnötige Messungen vermeiden und Kosten für Sie einsparen.
Melden Sie sich gerne, falls Sie einen Bausachverständigen oder Geruchsprüfer benötigen.
Die organischen Luftschadstoffe und ihre Emissionen können grundsätzlich nach Siedepunkten klassifiziert werden. Je niedriger die Siedepunkt - Temperatur, desto eher verflüchtigt sich bzw. verdampft dieser Stoff. Dadurch, dass keine einheitlichen Definitionen bestehen, sind die Temperaturbereiche in verschiedenen Quellen unterschiedlich festgelegt.
Die Abbildung zeigt, wo sich die unterschiedlichen organischen Verbindungen vorwiegend anreichern (Gasphase, Luft-getragene Partikel, sedimentierter Hausstaub) und über welche Aufnahmewege (inhalativ, oral, dermal) sie hauptsächlich den Organismus schädigen bzw. belasten können. Beispielsweise wird sich Formaldehyd (VVOC) hauptsächlich gasförmig in der Raumluft anreichern und so eher eine Rolle für die Exposition über die Lunge spielen.
Für Luftschadstoffe gibt es Richt- und Leitwerte vom Umweltbundesamt sowie für einige Gefahrstoffe auch extra Richtlinien, wie bei Pentachlorphenol (PCP – wurde in Holzschutzmitteln verwendet). Weitere Organisationen haben teilweise selbst Orientierungswerte erstellt. Diese haben in der Regel keine rechtliche Relevanz und können nur orientierend verwendet werden.
Viele Stoffe, die ein gesundheitliches Risiko haben, sind bislang nicht reguliert. Zum Beispiel gehören Weichmacher und andere hormonell wirksame Substanzen dazu.
Diese Stoffe sollten präventiv gemieden werden und sind insbesondere bei gesundheitlichen Problemen und Risikogruppen (z. B. Schwangere, Kinder, ältere Menschen) zu berücksichtigen.
Schützen Sie Ihre Gesundheit mit den folgenden Tipps:
Am einfachsten uns schnellsten hilft das regelmäßige Lüften.
Dadurch werden Luftschadstoffe verdünnt und der Sauerstoff hilft, Chemikalien zu oxidieren. Im Winter sollten Sie Stoßlüften (gegenüberliegende Fenster), um Energie zu sparen und dem Auskühlen von Bauteilen vorzubeugen.
Ein guter Indikator für die Luftqualität ist Kohlendioxid.
Das folgende Gerät habe ich in meinem Büro im Einsatz: CO2-Luftqualitätsdatenlogger
Passend zu dem Thema ist ebenso der Artikel: Chronisch müde? – probier die kostenlose Frischluft-Therapie
Im Feinstaub sammeln sich sehr viele Chemikalien, Abgase, Sporen, Bakterien etc. Bei normalen Staubsaugern werden die feinen Partikel teilweise wieder aus dem Filter heraus geblasen und inhaliert.
Daher empfehlen wir Staubsauger mit einem Staub-Abscheidegrad von 99,95 % --> HEPA 13.
Damit können Sie aktiv die Luft verbessern.
Bei uns privat nutzen wir ein Vorgängermodell von dem Staubsauger: Philips
Die Filter sollten regelmäßig getauscht werden, damit die Filterwirkung der Luft auch funktioniert.
Bei jedem neuen Einkauf haben Sie die Wahl, welche Einrichtungsgegenstände, Farben, Möbel und Waschmittel Sie in Ihr Haus einbringen.
Als Orientierung kann der Geruch dienen, wobei dieser auch täuschen kann.
Natürliche Produkte sind künstlichen zu bevorzugen. Allerdings hat die Werbung das Thema längst aufgegriffen und verwendet grüne Verpackungen sowie Bio-Begriffe (z. B. bei Reinigern), obwohl es gar keine Voraussetzungen dafür gibt. Auch individuelle Allergien und Unverträglichkeiten sind zu berücksichtigen.
Fragen Sie uns gerne für eine Beratung oder Seminare an.
Für die Schadstoffsanierung haben wir durch praktische Erfahrungen viele Lösungen parat, die durch Kontrollmessungen belegt sind. Sprechen Sie uns gerne an - auch für Großprojekte (Schulen, öffentliche Gebäude, Unternehmen) im deutschsprachigen Raum.
Autor:
Waldemar Bothe
Dipl.-Ing. (FH)
Bausachverständiger kdR
Geruchsprüfer kdR
Vorstandsmitglied der DGUHT e. V. – aktiv für Mensch und Umwelt
Leiter des Bundesverband Bauberater kdR
(1) Freie und Hansestadt Hamburg (Hrsg.); 2002; „Schwerflüchtige organische Umweltchemikalien in Hamburger Hausstäuben“; Umweltbericht: 61/2002; S. 4ff; verfügbar: https://epub.sub.uni-hamburg.de/epub/volltexte/2009/2774/pdf/hausstaubbericht_2002.pdf; Zugriff am 07.07.2020
(2) Führer, G.; Zeitschrift: Umwelt Medizin Gesellschaft 4/2005; „Wohnung und Gesundheit“; S.265ff;
(3) European Environment Agency (EEA); 10/2005; “Environment and health“; S. 8; ISBN 92-9167-781-7; verfügbar: https://www.eea.europa.eu/publications/eea_report_2005_10/download; Zugriff am 07.07.2020.
(4) Führer, G; Kompetenzzentrum Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen (KNR.); 2002; Lehrgangsskript Kapitel 1.4.1 – 1.4.2 „Schadstofffreies Wohnen“; S. 25.
(5) Zit. n. Botzenhart, K. et al. ; 2001; „Innenraum-Luftverunreinigungen“; S. 125; ISBN 3-8169-2006-3.
(6) ARGUK Umweltlabor GmbH; 05/2003; „ARGUK-Seminar: Reiz-, Riech- und hautsensibilisierende Stoffe im Innenraum (I)“; verfügbar: www.arguk.de/infos/reizriechstoff-seminar.htm; Zugriff am 17.08.07.
(7) Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND); “Dicke Luft in der guten Stube“; 1. Auflage April 1995; S. 4; verfügbar: www.bund.net/lab/reddot2/pdf/pos_innenraum.pdf; Zugriff am 06.08.07.
(8) Führer, G.; Zeitschrift: Umwelt Medizin Gesellschaft 4/2005; „Wohnung und Gesundheit“; S.265ff;
(9) Voos, D.; 2002; „Patienten mit umweltbezogenen Beschwerden und ihre Arzneimittelanwendung“; Dissertation der medizinischen Fakultät der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf; S. 101,103; verfügbar: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2485/485.pdf; Zugriff am 07.07.2020.
(10) Zit. n. Voos, D.; 2002; „Patienten mit umweltbezogenen Beschwerden und ihre Arzneimittelanwendung“; Dissertation der medizinischen Fakultät der HeinrichHeine-Universität Düsseldorf; S. 101,103; verfügbar: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2485/485.pdf; Zugriff am 07.07.2020.
(11) Bauer, A. & Alsen-Hinrichs, C.; 2002; „Auswertung von 916 Verdachtsfällen umweltmedizinischer Erkrankungen. Ein schleswig-holsteinisches Modellprojekt von 1995 – 1999.“; Zeitschrift für Umweltmedizin 10; S. 80-88.
Atmen Sie gerne Schadstoffe ein?
Nein?
Wir auch nicht!
Da die Luft unser wichtigstes Lebensmittel ist, schauen wir genauer auf die Produkte, die wir empfehlen. Gemäß dem Motto "was nicht drin ist kann auch nicht rauskommen" arbeiten wir mit volldeklarierten Produkten (Angabe aller Rohstoffe / Inhaltsstoffe), die möglichst noch unabhängig überprüft wurden. Höchste Gesundheits- und Umweltverträglichkeit ist unser Anspruch.
Daher steht kdR für kontrolliert deklarierte Rohstoffe.
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